Im Oktober haben wir damit begonnen, Führungen und Stadtrundfahrten für bestimmte Berufsgruppen durchzuführen. Unser Ziel ist dabei, jeweils die eigene Berufsrolle zu reflektieren, indem deren Tätigkeit in der Zeit des Naziregimes betrachtet und die Erkenntnisse und Verantwortung für heute in den Blick genommen werden.
Recht ungewohnt für es uns war, als das Polizeipräsidium Südosthessen an uns heran trat mit der Bitte, im Rahmen der politischen (Weiter-)Bildung von Polizist*innen Busrundfahrten und Stadtrundgänge über die Zeit 1933-45 durchzuführen.
Jeweils zwei Bus-Rundfahrten und Rundgänge kamen am 16., 18. 30. und 31. Oktober zustande. Insgesamt ca. 55 Frauen und Männer aus dem Bereich dieses Polizeipräsidiums haben daran teilgenommen.
Abweichend von unseren üblichen Programmen hatten wir dabei zusätzlich Schwerpunkte auf „polizeispezifische“ Themen gesetzt: Die Übergabe von führenden Funktionen im Polizeiapparat an NS-Gefällige und die Ermächtigung von Teilen der SA mit polizeilichen Hoheitsrechten schon im Frühjahr 1933, aber auch das Wüten der Gestapo im Keller des Polizeipräsidiums. Auch die Morde an drei US-Kriegsgefangenen im Februar 1945 kamen zur Sprache, durchgeführt von Polizeibeamten unter Anweisung des Polizeioffiziers Hans Eichel, der dafür 1947 von einem US-Gerichtshof verurteilt und 1948 hingerichtet wurde. Die Schauplätze der Morde an Christian Pleß und Wilhelm Reuss wurden bei den Führungen aufgesucht. Großes Interesse fanden außerdem die mehr als fadenscheinigen Begründungen, mit denen sich ehemalige leitende Gestapo-Polizisten nach der Befreiung 1945 herausredeten (oder es versuchten).
Unser Plan, berufsspezifische Führungen/Rundfahrten anzubieten, hat also angefangen, und die Gruppe, die wir dabei als nächstes im Auge haben, sind die im Pflegebereich Tätigen.